Chronik der
Freiwilligen Feuerwehr Kleinflintbek 1884 - 1984

Einhundert Jahre Freiwillige Feuerwehr Kleinflintbek bedeuten ein Jahrhundert kontinuierliche Einsatzbereitschaft und freiwillige Unterstützung zum Wohl der Gemeinschaft. Was motivierte die Urgroßväter der heutigen Generation dazu, eine Institution ins Leben zu rufen, deren oberster Grundsatz damals wie heute lautet: 

„Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr“.

Es lohnt sich, einen Rückblick in die Jahre vor 1884 zu werfen. Obwohl es bereits Freiwillige Feuerwehren gab, wurden die ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland zwischen 1847 und 1850 gegründet. Die älteste schleswig-holsteinische Wehr, die Freiwillige Feuerwehr Marne, feiert 1984 Jahr bereits ihr 125-jähriges Jubiläum. Die Regel waren jedoch sogenannte Pflichtfeuerwehren.

Auf der Grundlage örtlicher Feuerlöschverordnungen war jeder männliche Bürger einer Gemeinde zwischen 16 und 60 Jahren verpflichtet, im Brandfall Hilfe zu leisten. Diese umfassende „Dienstverpflichtung“ wird verständlich, wenn man sich die damalige Art der Brandbekämpfung vor Augen führt. Anders als in den großen Städten, in denen es bereits seit dem späten 17. Jahrhundert mehr oder weniger leistungsfähige Feuerspritzen gab, bediente man sich in den Dörfern noch der Eimerketten zum Wassertransport.

Das Dorf Kleinflintbek hatte bereits vor hundert Jahren die gleichen Abmessungen wie heute, und es gab auch nicht viel mehr Wasserstellen. So kann sich jeder vorstellen, wie viele Personen notwendig waren, um eine doppelte Eimerkette (eine für die vollen und eine für die leeren Eimer) zu bilden, wenn abgelegene Gebäude in Brand gerieten. Zusätzlich war jeder Hauseigentümer verpflichtet, eine 4 m lange Leiter, einen „Achter-Reep“, einen starken Bootshaken mit einem 3 m langen Stiel und einen Ledereimer bereitzuhalten. Der ordnungsgemäße Zustand der Geräte wurde einmal im Jahr im Rahmen der „amtlichen Brandschau“ vom Amtsvorsteher überprüft. Diese mussten zu diesem Zweck vor der großen Tür aufgestellt werden. Die Weigerung zur Brandbekämpfung oder das Fehlen von Gerätschaften war mit Strafe bewehrt.

Der Wunsch nach einer wirkungsvollen Brandbekämpfung, im Interesse aller Einwohner, brachte es schon zu Zeiten der Pflichtfeuerwehren mit sich, dass einzelne Bürger sich spezialisierten. Es war nicht jedermanns Sache, aus verschiedenen Leitern eine Art „Steckleiter“ herzustellen, um auf ein Strohdach zu gelangen und den Brand von oben zu bekämpfen. Die Funktion des „Steigers“ war also nur etwas für Leute, die sich dem Feuerlöschwesen mit einer gewissen Passion widmeten. Hier ist die Keimzelle der organisierten „Hilfskorps“ zu suchen. Deren Entstehungsgeschichte fällt auch in Kleinflintbek zusammen mit der Entwicklung neuer Typen von Handspritzen, Dampfspritzen, von Spritzen, die durch Pferdekraft angetrieben wurden, und von genormten Schläuchen und Kupplungen. Die Firma Rosenbauer, die unsere heutige TS gebaut hat, wurde z. B. 1866 gegründet. Die uns allen selbstverständlichen Schlauchkupplungen „mit zwei gleichen Hälften“ wurden erst 1882 erfunden.

In den Jahren zwischen 1860 und 1880 waren gerade in Kleinflintbek sehr viele Großbrände zu verzeichnen. Dies dokumentiert sich darin, daß noch bis zum Ersten Weltkrieg in der Großflintbeker Kirche jeden Sonntag eine besondere Fürbitte für die Kleinflintbeker Häuser geleistet wurde. Die häufige Inanspruchnahme der Pflichtwehr und die nur beschränkten Möglichkeiten der Brandbekämpfung führten bei einigen Männern in Kleinflintbek zu dem Wunsch nach einer Handdruckspritze. Deren Bedienung verlangte allerdings geübtes Personal, ein richtiges Spritzenhaus, ein Pferdegespann, regelmäßige Übungen und die Wartung des Gerätes. Außerdem musste die Dorfgemeinschaft (man beachte: Nicht die Gemeinde) erst einmal Geld aufnehmen, um das ganze Projekt finanzieren zu können.

So kam es dann zur Gründung der Kleinflintbeker Wehr. Unmittelbarer Anlass soll ein Brand in Boksee gewesen sein. Nach dessen erfolgreicher Bekämpfung, bei der auch die Kleinflintbeker beteiligt waren, traf man sich im „Vereinslokal“ bei Heinrich Kähler und fasste den „geschichtsträchtigen Entschluss“. Eine Gründungsurkunde ist nicht erhalten geblie­ben. So kennen wir auch das genaue Datum nicht und wissen auch nur zum Teil, wer zu den Gründern der Wehr gehört hat. Es ist anzunehmen, dass die konstituierende Versammlung im April/Mai 1884 stattgefunden hat.

Das belegt das älteste und verfügbare Dokument, die „Geld-Rechnung der Freiwilligen Feuerwehr der Dorfgemeinschaft Kleinflintbek“

Beteiligt an der Gründung waren in jedem Fall:

• Klaus Repenning (Hauptmann)
• Jürgen Mordhorst (Vize-Hauptmann)
• Marx Plambek (späterer Hauptmann)
• Jacob Schlotfeldt (Revisor)
• Joachim Schlotfeldt (Revisor, späterer Hauptmann)
• Hans Siek (Rechnungsführer)
• J. Voß (späterer Revisor)
• J. Bartsch (späterer Revisor)

Mitglieder der Wehr waren im Grunde alle erwachsenen Männer. Zu dieser Zeit hatte Kleinflintbek 304 Einwohner und 51 Wohnhäuser. In der Feuerwehr waren aber bereits damals 40 Kameraden aktiv (6 Führer, 10 Steiger und Retter, 16 Spritzenleute, 6 Wachmannschaften, 2 Hornisten und Spielleute). Bezeichnenderweise gab es damals keine passiven Feuerwehrleute, wie die Chronik des „Provinzial-Verbandes der Freiwilligen Feuerwehren der Provinz Schleswig-Holstein“ von 1888 ausweist.

Die neu gegründete Wehr nahm zunächst einen Kredit bei der Bordesholmer Sparkasse von 1.000 Mark auf. Weiterhin wurde im Dorf eine Umlage erhoben. Aus späte­ren Aufzeichnungen wissen wir, daß jeder Haus- und Wohnungsbesitzer 1 1/2 Pfennig je 100 Mark Feuerversicherungssumme zu zahlen hatte. Dies erbrachte 1884 immerhin den Betrag von 197,86 Mark. Hinzu kamen noch 200 Mark, die großzügigerweise von der „Generalversammlung der Spar- und Leihkasse“ gespendet wurden. Mit diesem Startkapital ging es los. Zunächst musste eine Spritze her. Zum Preis von sage und schreibe 461 Mark wurde bei der Firma H.C. Nagel in Schleswig eine selbstsaugende Handdruckspritze erworben. Lieferungsort war Blumenthal, offenbar, weil die dortige Wehr ihr Gerät zum gleichen Zeitpunkt erhielt. Es wurde also eine „Spritzen-Überführungs-Gruppe“ von 6 Männern gebildet, die mit einem Gespann nach Blumenthal „ausrückten“. Die Daheimgebliebenen warteten natürlich gespannt auf die Rückkehr.

Sie warteten 2 volle Tage! Der Chronist verzichtet darauf, näher nachzuforschen, welche Gründe für den großen Zeitbedarf ausschlaggebend waren. Jedenfalls, als das gute Stück dann endlich in Kleinflintbek angelangt war, wurde es sofort praktisch erprobt. Leider sog die Spritze nicht an, wofür es nur einen Grund geben konnte. Sie war ausgetrocknet und musste erst „begossen“ werden. Auf ein Neues!

Nachdem die Spritze nun angeschafft war, brauchte man auch ein Spritzenhaus. Den Grund und Boden stellte Joachim Schlotfeldt zur Verfügung. In der Geld-Rechnung von 1884 sind hierfür 30 Mark ausgewiesen. Man sagt aber, daß der wesentliche Teil des Preises aus einigen Runden kräftigen Grogs bestand. So entstand eine „richtige Feuerwehr“ mit allem, was dazugehört. In der „Bilanz“ für das Rechnungsjahr 1884/85 sah das dann wie folgt aus:

„Capitulation der Einnahmen“

1. für ausgeliehene Capitalia           1.000,00 Mark
2. von der Commune aufgebracht     197,86 Mark
3. sonstige Einnahmen                        224,00 Mark
Summe der Einnahmen                    1.421,86 Mark

„Capitulation der Ausgaben“

1. für den Bau eines Spritzenhauses 381,59 Mark
2. für Ausrüstungsgegenstände         644,30 Mark
3. für Bekleidungsgegenstände          194,70 Mark
4. Capitalabtrag und Zinszahlungen  172,00 Mark
5. sonstige Unkosten                                9,10 Mark
Summe der Ausgaben                      1.401.69 Mark

„Kassenbehalt am 1. Mai 1885“           20,17 Mark

Den ersten „amtlichen Segen“ bekamen unsere Kameraden am 2. März 1886 vom „Königlichen Kirchspielsvogt“ aus Bordesholm mit Namen „von Chappnis“. Er rügte in einer Bemerkung zur Kassenrevision:

„Durch Verfügung der Königlichen Regierung vom 3. April 1884 – Aktenzeichen 1 A 1602 – ist der Gemeinde Kleinflintbek die Aufnahme einer Anleihe von 1000 Mark gestattet. Es sind aber 1.800 Mark als geliehen und verzinst aufgeführt. Die Genehmigung zur Aufbringung der weiteren 800 Mark ist noch nachzuweisen.“

Wo der Kirchspielsvogt die weiteren 800 Mark und die gezahlten Zinsen dafür in den Rechnungsunterlagen gefunden hat, läßt sich nicht erklären. Die Feuerwehr hat sich um diese Beanstandung auch nicht weiter gekümmert. Aber so sind sie nun einmal, die Beamten, schon vor 100 Jahren.

Wer in den ersten Jahren unserer Wehr der Hauptmann war, lässt sich nur sehr schwer nachvollziehen, da die ersten Protokolle aus den Jahren 1884 bis 1906 bei einem Brand des Gebäudes des Vize-Hauptmanns Jürgen Mordhorst vernichtet wurden. Offensichtlich hat es aber eine zweijährige Amtsperiode des Vorstandes gegeben und es scheint so, als ob jeder einmal als Hauptmann an die Reihe kam. Für die ersten Jahre sind jedenfalls 3 Namen ver­zeichnet: Claus Repenning, Marx Plambek und Jochim Schlotfeldt.

Als sich dann eines abends der Himmel im Osten rot färbte, trat der erhoffte und befürchtete Ernstfall ein. Einer heute noch im Dorf erzählten Anekdote zu folge sprang der Vize-Hauptmann auf sein schnellstes Pferd und ritt in Richtung Meimersdorf voraus.

Wichtiger als die Regularien ist ja aber auch die Praxis. Zunächst einmal wurde geübt und immer wieder geübt und im Grunde auf den nächsten Brand gewartet, um die Fähigkeiten der Wehr und die Leistungsfähigkeit der neuen Spritze unter Beweis zu stellen. Die übrige Wehr folgte mit dem Spritzenwagen. Aber in Meimersdorf brannte es nicht. So ritt der Kundschafter weiter nach Moorsee. Auch dort „Fehlanzeige“. In Schlüsbek teilten ihm die Bewohner mit, daß er ruhig umkehren könne, ihrer Einschätzung nach müsse der Brand irgendwo zwischen Preetz und Plön sein. Deprimiert kehrte der Vize-Hauptmann zu seinen Kameraden zurück und man beratschlagte, wie solche Peinlichkeiten für die Zukunft vermieden werden konnten. 

Da eine Reihe der Feuerwehrkameraden früher in der Artillerie gedient hatten, kannte man sich mit dem System der Peilung über mehrere Standlinien aus. So wurden im Ort drei Böcke errichtet, von denen aus man über Häuser, Scheunen und Knicks hinwegschauen konnte. Ein Bock stand am oberen Mühlenkamp, einer in Schlotfeldts Garten und einer auf dem Schmiedeberg (Heinz Repennings Koppel am Dorfteich). Wenn nun ein Feuerschein sicht­bar wurde, peilte man mit Kompass und Karte von diesen drei Punkten aus die betreffende Stelle an und erhielt so drei Richtungswerte. Die „Richtschützen“ in Feuerwehruniform rannten sodann schnell ins Spritzenhaus und übertrugen ihre gemessenen Werte in die Karte. Im Schnittpunkt der drei Standlinien lag der Brandherd. Es war zwar nicht die schnellste, sicher aber eine sehr genaue Ortsbestimmung.

Das Ausrücken der Wehr erforderte noch einige organisatorische Maßnahmen. Selbstverständlich wurden die schnellsten Pferde des Dorfes vor die Spritze gespannt. Es mussten aber auch eine ganze Reihe von Feuerwehrkameraden befördert werden. Die Spritzenmannschaft umfasste immerhin 16 Leute. Weil das Auf und Ab der Pumpschwengel ziemlich schwer ging, hatte die erste Spritze der Wehr den Spitznamen „der Tyrann“ und es war stets für Ablösung zu sorgen, damit der Wasserdruck immer ausreichte. Auch für den Transport der Mannschaft wurden Pferdegespanne benutzt. Damit aber nicht alle Bauern anspannten, hatte man sich folgendes System ausgedacht: Es gab drei schön gemalte Holzschilder mit dem Text „Erster Wagen“ – „Zweiter Wagen“ – „Dritter Wagen“. Je nachdem wie groß und wie weit entfernt der Brand war, wurden ein, zwei oder drei Wagen alarmiert. Diese fuhren dann zunächst zum Spritzenhaus, wo eine große Anzahl Sitzbretter lagerten, welche quer über den Wagen Kasten gelegt wurden, so daß sie Feuerwehrmänner relativ bequem und sicher gefahren werden konnten. Nach einem Einsatz wurden die Holzschilder weitergegeben, so dass jeder einmal an die Reihe kam. Die vier Männer, die auf der Spritze mitfuhren, konnten die Erschütterungen kaum aushalten. Die Spritze hatte keine Federn, sondern nur Seegraspolster auf den Sitzen.

Der zweite Große Einsatz der Wehr läßt sich genau datieren. Er war am 24. Mai 1885 in Molfsee, als dort der Delf’sche Hof brannte. Wir wissen das so genau, weil im Kassenbuch verzeichnet ist, daß „vom Landesdirektorat in Kiel für die Tätigkeit der Wehr“ 40 Mark überwiesen worden sind. Die berichtenswerte Anekdote ist aber folgende:

Die Wehr kam auf ihrem Weg nach Molfsee mit Schwung die Müllershörn herunter und fand die Schranken der Eisenbahn geschlossen vor. Worauf (der Hauptmann den Bahnhofsvorsteher laut­stark aufforderte, den D-Zug anzuhalten, damit die Wehr keine Zeit verlö­re. Ob der Bahnhofsvorsteher von der Wichtigkeit des Einsatzes überzeugt werden konnte, ist nicht überliefert. Die Wehr Kleinflintbek hatte aber insbe­sondere wegen ihrer Spritze und der Steigerabteilung in der ganzen Umgebung einen guten Ruf.

Einige Jahre später bekam die Wehr Groß-Flintbek zwei kleinere Spritzen. Nach dem Großbrand in Groß-Flintbek entzündete sich zwischen den Hauptleuten und den Gruppenführern ein heftiger Streit darüber, wer mehr Wasser fördern könne. Es kam zu einer Wette um einen Anker (Fass) Bier und sage und schreibe 24 Liter Schnaps. Ein großer Bottich wurde geholt. Die Groß-Flintbeker mussten ihn mit ihren beiden Spritzen füllen und die Kleinflintbeker ihn leer pumpen. Das Ergebnis des Wettkampfes würde in dieser Chronik nicht verzeichnet sein, hätten die Kleinflintbeker nicht gesiegt. Der Stolz des Wehrführers war grenzenlos. Der Hauptmann Claus Repenning stiftete nach der Rückkehr aus Groß­-Flintbek für die Siegesfeier ein Kalb und der Vize-Hauptmann und die Gruppenführer sorg­ten für die Getränke (offenbar waren das Faß Bier und die 24 Liter Schnaps schon alle). Feuerlöschübungen waren schon damals ein Ereignis für das ganze Dorf. Überliefert ist, dass es die Kleinflintbeker bei einer Übung in Groß-Flintbek einmal geschafft haben, die gesamten Damen des Dorfes und die Honoratioren zu duschen. Der Steigerführer saß oben auf dem Dachfirst des Hauses von H. Schlotfeldt, auf dem Hofplatz wahren Tische und Stühle für die Zuschauer aufgestellt. Als nun der Schlauch von der Steigerabteilung nach oben beför­dert wurde, begann die Spritzengruppe schon zu pumpen (etwa mit Absicht?), so dass die Steiger das Strahlrohr nicht unter Kontrolle bekamen und statt des Daches die Zuschauer vor einem übergreifen des vermeintlichen Brandes geschützt wurden. Man sieht, so ernst wurde es auch damals nicht genommen. So gründete der Hauptmann Claus Repenning schon um 1890 einen Feuerwehr-Gesangsverein. Er hatte den Lehrer als Dirigenten „zwangsverpflichtet“ und ließ eines Abends die Wehr im Dorfkrug antreten. Jeder Kamerad musste vorsingen und wurde entsprechend seinen Fähigkeiten eingeteilt. Der Lehrer Ritscher hat diese Gesangsgruppe bis zum Ende der Selbstständigkeit der Wehr im Jahre 1934 geleitet.

 

Die uns allen bekannte alte Fahne ist wahrscheinlich im Jahre 1904 entstanden. Im MÄRZ 1904 sind jeden­fallls „Schnüre und Quasten“ gekauft worden. Gestickt wurde sie von Jacob Schlotfeldts Schwester. Vielleicht ist sie erstmals anläßlich eines großen Stiftungsfestes 1905 (Kosten = 40 M) gezeigt worden. Aus diesem Jahre stammt auch das älteste Foto der Wehr.

Für die Jahre 1906 bis 1934 liegen uns die Protokolle der alle zwei Jahre stattfindenden Generalversamm­lungen vor. Es muß als eine Einmaligkeit angesehen werden, dass der Lehrer Paul Ritscher über diese 28 Jahre hinweg Schriftführer war. Seine Aufzeichnungen dokumentieren sehr aufschlussreich die Entwicklung der Wehr.

Für die Jahre 1906 bis 1934 liegen uns die Protokolle der alle zwei Jahre stattfindenden Generalversamm­lungen vor. Es muss als eine Einmaligkeit angesehen werden, dass der Lehrer Paul Ritscher über diese 28 Jahre hinweg Schriftführer war. Seine Aufzeichnungen dokumentieren sehr aufschlussreich die Entwicklung der Wehr.

 

Am 17. Mai 1908 schied der langjährige Hauptmann Claus Repenning aus seinem Amt aus. Er wurde das erste Ehrenmitglied der Wehr. Der neue Vorstand setzte sich aus folgenden Kameraden zusammen:

  • August Brockstedt (Hauptmann)
  • August Bartsch (Vize-Hauptmann)
  • Paul Ritscher (Schriftführer und Kassierer)
  • H. Kähler (Steigerführer)
  • H. Schröder (Führer der Schlauchabteilung)
  • Christian Kähler (Führer der Spritzenmannschaft)
  • H. Schröder, Christian Kähler, Christian Haltenhof, C. Kühl und G. Schulz (Ehrengericht)
 
Auch damals hatte man schon Probleme mit der Beteiligung an den regelmäßigen Übun­gen. So wurde ab 1910 ein Strafgeld bei unentschuldigtem Fehlen erhoben.

Während der gesamten Zeit wurden von den Bürgern des Dorfes „Beiträge zur Unterhaltung der Freiwilligen Feuerwehr“ erhoben. Sie betrugen bis 1920 1 ½ Pfennig je 100 Mark Versicherungssumme. Das Verzeichnis der Beiträge aus dem Jahre 1912 ist eines der älte­sten Verzeichnisse über die Einwohner unseres Dorfes.

Die Not nach dem Krieg war nicht geringer, man denke an die Zeit des Hungers, der Reparationen und der Inflation. Trotzdem beschloss die Gemeinde im Jahre 1921, den gefal­lenen Dorfbewohnern ein Denkmal zu setzen. Die Einweihung des Ehrenmals erfolgte am 13. Mai 1921 unter starker Beteiligung der Feuerwehr. Im Protokollbuch ist vermerkt, dass die Abordnungen der auswärtigen Vereine und die Ehrengäste von einer Delegation der Wehr am Ortseingang empfangen und zum Dorfplatz geleitet werden sollten. Das Ehrenmal in der alten Form, mit dem Holzzaun rundherum, und den direkt in den Stein gemeißelten Namen der Gefallenen blieb bis in die fünfziger Jahre erhalten.

Das Jahr 1920 verdient besondere Erwähnung, obwohl das Ereignis nur mittelbar mit der Feuerwehr zu tun hat. In diesem Jahr bekam die Gemeinde Kleinflintbek nämlich elektri­sches Licht. Auch dies war nur möglich durch eine bewundernswerte eigene Initiative der Bürger. Das Kabel von Molfsee herüber und unter der Eider hindurch wurde in Eigenleistung per Hand in einen Graben verlegt (Bagger gab‘ s noch nicht). Die Masten für die dann folgende Freileitung wurden im eigenen Wald geschlagen und selbst eingegraben. An das Transformatorengebäude auf der Schlotfeldt’schen Hauskoppel werden sich noch heute viele Mitbürger erinnern können. Bedeutsam ist diese Neuerung deshalb, weil die Petroleumlampen, die eine häufige Brandursache darstellten, nun nicht mehr verwendet werden mussten. Das Zeitalter der Technisierung brach also auch im ländlichen Raum an. Aber nur ganz langsam; man erinnere sich, die Feuerwehrspritze wurde nach wie vor von Hand bedient!

Auch wenn 1924 das 40-Jährige Bestehen mit einem großen Fest gefeiert wurde, so hatte man auch in der Zeit zwischen den Kriegen so seine „Personalprobleme“. Nicht nur, dass zu den Generalversammlungen in der Regel nur 16 bis 18 Mitglieder kamen. Die Beteiligung an den Übungen muss so schlecht gewesen sein, dass 1925 die Generalversammlung beschloss, „dass solche Mitglieder, die fünf aufeinander folgenden Übungen ohne Entschuldigung fernblieben, aus der Wehr ausgeschlossen werden“. Das brachte offensichtlich Ordnung in die eigenen Reihen!

Für die Einwohner des Dorfes ergab sich im Jahre 1927 eine erfreuliche Neuerung. Da Kleinflintbek von nun an die Kosten für die Wehr aus dem Gemeindesäckel bezahlte, konnte auf die bis dahin jährliche Umlage zur Unterhaltung der Feuerwehr verzichtet werden. Mit einer gewissen Erleichterung verzeichnet das damalige Protokoll, dass nunmehr auch keine Jahresrechnung mehr aufgestellt und geprüft werden müsse. Sämtliche Rechnungsunterlagen wurden dem Gemeindevorsteher Johann Schlotfeldt übergeben. Auch damals bestand also ein gutes Verhältnis zwischen der Gemeindevertretung und der Feuerwehr. Fragt man heute einen der Altbauern danach, bekommt man die Antwort: „Dat is doch klar, dat wer‘ n doch de sülben Lüd. In de Vertretung wär‘ n jümmers dree Buern, dree Handwerker un dree Arbeiter“.

So näherte sich das Ende der Weimarer Republik. Auf die Frage, was sich denn für die Wehr nach der Macht durch die Nationalsozialisten geändert habe, bekam der Chronist von einem alten Kleinflintbeker zur Antwort: „To erst passeer hier gornichts, wiel de bi uns‘ nich recht Footfoten kunnen. De Lüttenflüntbeker weren von jeher urkomisch un gediegen.“ Wie wahr, wie wahr!

Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass im Jahre 1934 auch die Feuerwehren „gleichgeschaltet“ wurden. In der letzten Eintragung des langjährigen Schriftführers unserer Wehr, Paul Ritscher, in das Protokollbuch schwingt schon etwas Wehmut mit.

Er notierte folgendes: „Das Feuerlöschgesetz vom Januar 1934 bewirkte die Neuordnung der Freiwilligen Feuerwehren. Aufgrund desselben besteht die frühere Freiwillige Feuerwehr zu Kleinflintbek seit Februar 1934 fort als Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr e.V. Groß Flintbek. Durch die Neuordnung scheiden aus dem aktiven Dienst aus und werden in die Altersabteilung überführt:

Christian Kähler, G. Kähler, August Brockstedt, Fritz Sieck und Christian Eggers.

Ernannt wurden:

zum Löschzugführer Johann Schlotfeldt,
zum Löschmeister August Bartsch,
zu Oberfeuerwehrmännern August Sieck und Johannes Körner.

Paul Rietscher wurde 1935 in den Ruhestand versetzt.

So ganz freiwillig schieden die Kameraden wohl doch nicht aus, es war wohl auch ein bisschen „höhere Gewalt“ dabei. Man erzählt sich, dass vor ihren Häusern eine bestimmte Fahne niemals geweht hat.

Leider endete damit auch die Protokollierung der Aktivitäten der Wehr, erst lange nach dem Krieg wurde wieder mit regelmäßigen Aufzeichnungen begonnen.

Die Aufgaben der Wehr und ihre Funktionen innerhalb des Dorfes blieben aber die gleichen. 1934 wurde erst einmal das 50-Jähringe Jubiläum gefeiert. Uns ist neben dem Gruppenbild der Wehr in weiteres Foto erhalten geblieben, das ein festliches geschmücktes Ehrenmal zeigt, vor dem die drei Flintbeker Wehren angetreten sind. Der Stakettenzaun war leuchtend weiß gestrichen, hoch am Mast flatterte „Schwarz-Weiß-Rot“.

Anwesend war der Kreishauptmann Paulsen aus Plön. Gefeiert wurde das Fest in beiden Gastwirtschaften, bei Heinrich Kähler und bei Karl-Christian Schröder. (Das waren noch Zeiten!)
Erst ein Jahr später, also im Alter von 51 Jahren, wurde die Handdruckspritze durch eine Motor­spritze abgelöst. Am 23. Mai 1935 wurde sie von der Firma Koch in Luckenwalde geliefert und vom Landesbrandinspektor Henke abge­nommen.

Bei der Zeremonie waren außerdem anwesend:

  • Kreishauptmann Paulsen und sein Adjutant Becker aus Plön,
  • der Amtsvorsteher Gnutzmann aus Groß Flintbek,
  • der Wehrführer Schlotfeldt aus Groß Flintbek,
  • die Löschzugführer Gabriel aus Böhnhusen und Nehlsen aus Voorde und
  • die Oberfeuerwehrleute Stegelmann aus Groß-Flintbek und Jäger aus Voorde

(so eine Notiz aus dieser Zeit).

Die alte Spritze kam als Ausstellungsstück nach Flensburg. Leider weiß nie­mand, wo sie sich heute befindet oder ob sie überhaupt noch existiert. Das neue Gerät war natürlich ein toller Fortschritt, immerhin förderte sie schon 400 Liter Wasser in der Minute. Nur hatte sie eine Macke – sie sprang sehr schlecht an. Mehr durch Zufall kam der damalige Maschinist, Heinrich Brockstedt, auf den Dreh, Karbid in ein feuchtes Tuch einzuwickeln und vor den Vergaser zu halten. Nur nicht zu lange, sonst verbrannte er sich die Hand. Aber die Maschine „kam“ bei einer solchen Spezialbehandlung „auf Schlag“. Diese Kunst wurde später von einen Maschinisten an den anderen weitergegeben oder besser gesagt: Maschinist konnte nur werden, wer diesen Trick beherrschte. Man stelle sich heute einen Löschzug vor, dessen Requisit eine Dose mit Karbid ist!

Gleichzeitig mit der neuen Spritze bekam die Wehr ein neues Fahrzeug, das gefedert war und 6 Feuerwehrmänner befördern konnte. Es wurde nach wie vor von Pferden gezogen, galt aber als ausgesprochen komfortabel. Erbaut wurde es von dem Schmiedemeister August Schröder und dem Stellmacher Johannes Repenning aus Groß Flintbek.

1937 erfolgte dann auch die politische Zusammenlegung von Groß Flintbek und Voorde sowie die Eingemeindung von Kleinflintbek im Jahre 1938, so entstand die Gemeinde Flintbek. Man witzelte damals, der Führer habe das „Groß“ für “Großdeutschland“ gebraucht, deshalb hieße es nur noch Flintbek.

Ihre Feuertaufe bestand die neue Ausrüstung unserer Wehr in den Jahren 1935 bis 1938, in denen durch Brandstiftung nacheinander die Gebäude von August Bartsch, August Repenning, Nikolaus Iken und August Sieck brannten.

Der Brandstifter wurde nicht ausfindig gemacht.

1939 wird August Sieck Wehrführer als Nachfolger von Johannes Schlotfeldt, der das Amt des Amtswehrführers übernahm.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erlebte Kleinflintbek im Oktober 1942 den ersten Brandbombenangriff. Es brannten die Gebäude von Hans Repenning, H. Schröder, August Leptien und Heinrich Brockstedts Scheune ab.

Das war aber erst das Vorspiel. Die größte Brandkatastrophe in der Geschichte des Dorfes ereignete sich am 4. Januar 1944, Mittags um 12:00 Uhr. Zunächst gab es Fliegeralarm, der aber wieder abgeblasen wurde. Der Bomberpulk hatte zwar in Kiel „einiges fallengelassen“ und die Wehr war auf dem Weg nach Meimersdorf, um dort zu helfen, als die Flugzeuge über der Ostsee wieder umdrehten. Sie entluden sich direkt über Kleinflintbek. An 17 Stellen brannte es zur gleichen Zeit: der Schweinestall von Wilhelm Schröder, die Scheune von Hans Kühl, das Wirtschaftsgebäude von Iken, die Kate von Zander, Heinrich Schröders Scheune, die Hofstelle Sieck, die Gaststätte Kähler, die Windmühle, der Dachstuhl von Dorndorf, das Wohnhaus von Bereit, das Gebäude von Werderhausen, das Altenteil von Heinrich Schröder und die Hofstelle Gnutzmann.

Mitten in diesem Inferno stand die Feuerwehr am Teich beim Mühlenkampsredder und sollte mit 3 C-Strahlrohren und 400 Liter Wasser in der Minute etwas ausrichten! Sicher, es kamen später etliche Wehren aus dem Kreis Plön. Ihnen blieb aber nur, die Trümmer abzulöschen, damit die feindlichen Flieger in der Nacht kein neues Ziel finden konnten. In der Mühle brannte das Korn allerdings drei Tage lang. Am nächsten Tag wurde dann auch noch die Gaststätte „Zur Heide“ eingeäschert. Ein Augenzeuge schildert die damalige Situation.

Am Katastrophentag gab der örtliche Parteileiter Bohnenkaffee nur an Parteimitglieder aus, was sehr ärgerlich vermerkt wurde. Die Bauersfrauen, deren Höfe nicht beschädigt waren, mussten bis Mitternacht Erbsensuppe für die auswärtigen Feuerwehrleute kochen. Sie mussten Brote schmieren, Kaffee kochen, es wurde Johannisbeersaft in Eimern verteilt. Die Erbsensuppe wurde in zwei Waschkesseln zubereitet: Umschichtig immer 30 Mann konnten „Essen fassen“. Noch Jahre später traf man auf Feuerwehrtagen Kameraden, die von der tollen Kleinflintbeker Erbsensuppe schwärmten. Gegen Abend kamen der Kreisleiter und der Stabsleiter aus Plön, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Der Dorfplatz war unpassierbar. überall lagen Schläuche herum. Am nächsten Morgen waren sie gefroren und konnten nicht bewegt werden. Beide Teiche waren leergepumpt. Einige Wehren aus der Gegend Preetz/Plön wurden noch in der Nacht entlassen. Die Kleinflintbeker Wehr durfte sich zur Ruhe legen, damit sie am nächsten Morgen die Kameraden ablösen konnte, die zum Melken mussten. Die Nacht war sternenklar, still und gespenstisch. Hier und da flackerten die Feuer wieder auf – alle hatten Angst vor neuen Angriffen. Wo irgendwo Platz zu machen war, wurden die obdachlosen Menschen und